Für den Begriff „Lust“ gibt es eine ganz nüchterne Definition für die ich hier mal wieder den guten alten Duden bemühe:
inneres Bedürfnis, etwas Bestimmtes zu tun, haben zu wollen; auf die Befriedigung eines Wunsches gerichtetes Verlangen
Quelle: Duden online
Ich muss zugeben, dass ich noch nie Lust darauf hatte, die Wohnung zu putzen, mein Auto zu waschen, zu Bügeln, den Müll rauszubringen, früh aufzustehen oder zu einem Vorsorgetermin zum Arzt zu gehen. Trotzdem mache ich all diese Dinge mehr oder weniger regelmäßig.
Wahrscheinlich wird es den meisten von ihnen ebenso gehen. Wir machen sogar ziemlich oft Dinge, auf die wir keine Lust haben. Wir machen diese Dinge, weil es ansonsten Chaos in der Wohnung, im Wäscheschrank im Auto oder sogar Probleme im Job gibt Wer hat denn schon immer Lust, auf die Arbeit zu gehen?
Nun ist es aber trotzdem nicht selten so, dass wir nur allzu gern unliebsame Verpflichtungen, Notwendigkeiten, Vorhaben oder Vorsätze mit dem Satz „Ich habe (jetzt) keine Lust.“ von uns weisen und liegen lassen.
Wir haben nach der Arbeit keine Lust mehr aufs Einkaufen oder Aufräumen. Wir haben keine Lust auf Sport, die Kündigung des alten Handyvertrages, den Anruf bei der Oma oder aufs Kochen.
Worin besteht nun der Unterschied zwischen den Tätigkeiten auf die wir keine Lust haben und sie trotzdem tun und denen, die wir nicht tun?
Es liegt eigentlich auf der Hand. Es sind die unmittelbaren Konsequenzen.
Die Dinge, die wir trotz fehlender Lust tun, sind meistens solche, bei deren Nicht-Erledigung die darauffolgende Konsequenz unmittelbar eintritt und ziemlich unangenehm ist.
Bei Dingen, deren unangenehme Konsequenz bei Nicht-Erledigung jedoch erst zu einem späteren Zeitpunkt auf uns zukommt, lassen wir öfter mal die „keine Lust“-Ausrede gelten.
Am Beispiel Job würde das wie folgt aussehen.
Ich habe keine Lust, auf die Arbeit zu gehen und bleibe einfach im Bett.
– unmittelbare Konsequenz: Abmahnung oder Kündigung wegen unentschuldigten Fehlens – AUTSCH!
– langfristige Konsequenz: Ärger mit den Vorgesetzten, Arbeitslosigkeit
Ich habe keine Lust zu Arbeiten und faulenze stattdessen im Büro.
– unmittelbare Konsequenz: Arbeit bleibt liegen und es gibt einen Rückstau
– langfristige Konsequenz: unzufriedene Kollegen und Vorgesetzte, Ärger, Stress, im schlimmsten Fall Abmahnung und Kündigung
Die langfristigen Konsequenzen können bei beiden Fällen die gleichen sein. Doch bei einer unmittelbar eintretenden unangenehmen Wirkung unseres Handelns schaffen wir es so gut wie imer, der „keine Lust“-Stimme zu trotzen.
Hier noch zwei Beispiele:
Ich habe keine Lust auf Sport und liege lieber faul vor der Glotze herum.
– unmittelbare Konsequenz: keine
– langfristige Konsequenz: Gelenk- und Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme
Ich habe keine Lust meine Präsentation für das nächste Meeting vorzubereiten und surfe stattdessen im Internet.
– kurzfristige Konsequenz: Peinlicher Auftritt vor Kollegen und Vorgesetzten
– langfristige Konsequenz: Ärger mit Kollegen und Vorgesetzten, schlechte Chancen bei Beförderung oder Gehaltsverhandlungen
Was wird wohl öfter der Fall sein? Dass man den Sport sausen lässt, wie in Beispiel 1 oder dass man seine Präsentation nicht fertig macht?
Beispiel Haushalt:
Ich habe keine Lust, die schmutzigen Pfannen zu spülen und lasse sie einfach in der Küche stehen.
– kurzfristige Konsequenz: keine
– langfristige Konsequenz: eingetrockneter Dreck, der nur schwer zu entfernen ist, mehr Anstrengung und längere Dauer beim Abspülen
Mir ist eine volle Tasse Kaffee auf den Boden gefallen aber ich habe keine Lust aufzuwischen.
– kurzfristige Konsequenz: ein hässlicher Fleck und Nässe auf dem Teppich/Laminat/Parkett, Gefahr des Ausrutschens
– langfristige Konsequenz: Flecken, die nicht mehr zu entfernen sind, aufgequollenes Laminat oder Parkett
Welcher der beiden Fälle wird wohl öfter vorkommen?
Was soll uns dieses „keine Lust“ eigentlich bringen, wenn wir uns trotz Vorhandensein dieses „Gefühls“ mal so und mal so entscheiden?
Wenn ich eine Aufgabe erledigen muss aber in meinem Terminplan kein bisschen Zeit mehr vorhanden ist, dann habe ich keine Zeit. Die Aufgabe kann nicht erledigt werden.
Wenn ich eine Aufgabe erledigen muss aber krank bin und im Bett bleiben muss, dann habe ich keine Möglichkeit. Die Aufgabe kann nicht erledigt werden.
Wenn ich eine Aufgabe erledigen muss aber mir das notwendige Wissen oder notwendige Materialien fehlen, dann habe ich keine Ressourcen. Die Aufgabe kann solange nicht erledigt werden, bis die Ressourcen vorhanden sind.
Wenn ich eine Aufgabe erledigen muss aber keine Lust habe, dann kann ich es entweder trotzdem tun oder aber nicht tun.
Merken sie was? Keine Lust zu haben, ist einfach kein Argument. Es ist etwas ganz und gar nicht hilfreiches wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen, die langfristig zum Erfolg führen sollen. Also lassen sie es ab sofort einfach nicht mehr gelten!
Wenn ihr Gefühl oder ihr Gehirn sagt: ich habe jetzt aber keine Lust dies oder das zu tun, dann ignorieren sie es doch einfach mal. Es bringt sie nirgendwohin, auf diese Stimme zu hören. Je öfter man sie ignoriert, desto einfacher wird es. Probieren sie es am besten gleich mal aus.
…. und noch ein Tipp:
Das Thema „keine Lust“ nicht gelten zu lassen, ist eng verknüpft mit den hier auch schon behandelten Themen der „Gewohnheiten/Habit Building“ und „Langfristiges Denken“.
Eine antrainierte gute Gewohnheit ignoriert bzw. verdrängt nämlich die „Keine Lust“-Stimme mit der Zeit.
Das langfristige Denken bzw. das Nachdenken über die langfristigen Konsequenzen einer Handlung, bevor man diese ausführt, hilft ebenfalls dabei, die kleine fiese Stimme, die immer von „Keine Lust“ redet, zum Schweigen zu bringen.