Auf keinen Fall einen Schreibtisch-Job
Das war das Einzige, was mir bezüglich meines Berufswunsches klar war, als man mich kurz vor dem Abitur danach fragte. Da ich ansonsten ziemlich planlos war, ging ich zur Berufsberatung. Dort legte man mir ans Herz, Soziale Arbeit bzw. Sozialpädagogik zu studieren, weil das laut einem Testfragebogen, den ich zuvor ausgefüllt hatte, meinen Neigungen und Fähigkeiten entspräche.
Ich studierte also Sozialpädagogik, saß in Hörsälen und Seminarräumen herum und machte ein praktisches Semester in einer Einrichtung für psychisch kranke Menschen. Meine Leistungen waren in Ordnung, das Studium fiel mir nicht schwer. Die praktische Arbeit mit den Menschen war da schon anders. Sie forderte mich auf eine Weise, die mir nicht guttat. Ich lernte, dass ich mich nur schwer abgrenzen kann, von den Problemen anderer und auch, dass ich für manche Dinge einfach nicht das notwendige Verständnis aufbringen kann. Soviel zu meinen bei der Berufsberatung festgestellten Neigungen und Fähigkeiten.
Doch ich realisierte, dass es mir Spaß machte, in einem kleinen Büro neben der Küche der Einrichtung in der ich arbeitete, zu sitzen und meinen Praktikumsbericht zu verfassen. Ich wälzte Fachliteratur, analysierte Fälle, stellte Thesen auf und feilte an Formulierungen. Die Tage vergingen wie im Flug.
Schreibtischtäter
So ist die recht abfällige Bezeichnung für Menschen, die ihren Job zum größten Teil in einem Büro, am Schreibtisch und am Computer ausüben. Nun bin ich selbst eine Schreibtischtäterin geworden und das mit voller Absicht. Das Schreiben hat mir schon immer Spaß gemacht und zum Schreiben braucht man eben einen Schreibtisch, besonders wenn man es beruflich machen möchte.
Für viele Menschen ist geistige Arbeit oder Anstrengung weniger wert als körperliche. Natürlich ist es unglaublich anstrengend im Hochsommer oder bei widrigen Witterungsbedingungen Straßen oder Häuser zu bauen, sich Tag und Nacht in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen um Patienten zu kümmern oder um 2 Uhr morgens in der Backstube zu stehen und Brot zu backen. Ich habe höchsten Respekt vor dem was Menschen in diesen Nicht-Schreibtisch-Berufen leisten.
Ich finde jedoch, dass jenen, die ihren Beruf in einem Büro ausüben, der gleiche Respekt gebührt. Das was in Büros passiert, ist notwendig, damit alle arbeitenden (und sogar die nicht arbeitenden) Menschen ihr Geld, ihre Krankenversorgung, ihre Lebensmittel, ihre Energie, ihre Schulabschlüsse, ihr Recht und so vieles mehr bekommen. Ohne Schreibtischarbeit würde auch die Arbeit nicht funktionieren, die auf unseren Straßen, in den Schulen, Krankenhäusern, Geschäften und Freizeiteinrichtungen passiert. Das wird leider oft vergessen und die Leistung, die man am Schreibtisch erbringt, nicht als solche angesehen.
DeSK – Die erstaunliche Schreibtisch-Kolumne
Ich möchte der Welt zeigen, dass Schreibtischarbeit unglaublich vielseitig, spannend und anspruchsvoll sein kann. Ich will die Menschen vor oder hinter den Schreibtischen zeigen und auch das, was sie leisten und produzieren. Mein Blick auf die Schreibtischwelt wird nicht ausschließlich wohlwollend sein, sondern durchaus kritisch, manchmal unbequem aber immer optimistisch und mit einer satten Prise Humor.
Als Schreibtischmensch kann ich dabei aus einer Unmenge an eigenen Erfahrungen schöpfen, werde aber auch die Geschichten anderer erzählen. Wir Schreibtischmenschen sind nicht nur Bürokraten, Beamte oder Tippsen und Tippser. Unter uns gibt es Erfinder, Forscher, Gelehrte, Krieger, Künstler, Virtuose und so viele mehr.
Darum gibt es DeSK!
